Wiesbaden stemmt sich gegen drohendes Fahrverbot: 150...

Rechtsabbieger aus der Aarstraße auf den 2. Ring bekommen eine eigene Spur mit längerer Grünphase der Ampel. Foto: Hendrik Deusch/Bearbeitung: Sabine Bartsch
© Hendrik Deusch/Bearbeitung: Sabine Bartsch

Wiesbaden droht weiterhin ein Fahrverbot. Da mittel- und langfristige Ziele nicht rechtzeitig realisiert werden können, hatte die Stadt im Februar 2018 ein "Sofortpaket"...

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WIESBADEN. In einigen Straßen von Hamburg und Stuttgart gilt seit kurzer Zeit ein Diesel-Fahrverbot. Ein solches droht auch der hessischen Landeshauptstadt. „Wir halten die Luft an“, sagt Wiesbadens Umwelt- und Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne), der ein Fahrverbot mit aller Macht verhindern will. Da mittel- und langfristige Ziele – wie die Umstellung der kompletten Busflotte auf Elektroantrieb oder die geplante City-Bahn – nicht rechtzeitig realisiert werden können, um die Grenzwerte bis 2020 wie vorgeschrieben einzuhalten, hatte die Stadt Ende Februar ein „Sofortpaket“ verkündet.

Die ersten Maßnahmen aus diesem Paket stehen nun kurz vor der Realisierung: Im August soll die Verkehrsführung am Dürerplatz geändert und das temporäre Parken am 2. Ring zurückgenommen werden. „Beides wird den Verkehrsfluss spürbar verbessern“, sagt Kowol und erhofft sich zwei Effekte: Zum einen steuern weniger Pendler aus Taunusstein die Seerobenstraße und damit den viel belasteten 1. Ring an. Wer künftig über die Platte (B 417) oder die Eiserne Hand (B 54) den Dürerplatz anfährt, kann auf einer neuen Rechtsabbiegerspur mit langen Grünphasen in den 2. Ring einbiegen.

Wenig Hoffnung auf Akzeptanz der Anwohner

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Dort sollen durch das Beseitigen des temporären Parkens Staus verhindert werden. Gerade beim ständigen Anfahren entstünden besonders viele Schadstoffe, betont Kowol und verweist auf das morgendliche Szenario: „Jeden morgen stehen nach 7 Uhr noch zehn bis 20 Fahrzeuge im Halteverbot. Wir ermitteln die Halter und klingeln dann dort. Das ist sehr aufwendig und am Ende müssen doch jeden Tag etliche Wagen abgeschleppt werden.“ Das alles führe zu Behinderungen und damit höherer Luftbelastung.

Deshalb sollen die rund 150 Parkplätze entlang des 2. Rings wegfallen. „Ich habe wenig Hoffnung, dass das bei den Anwohnern auf große Akzeptanz stößt. Das wird einen Shitstorm geben“, vermutet Kowol, der auch bei dem Kooperationspartner CDU auf wenig Begeisterung stoßen wird. Vor genau drei Jahren hatte Ordnungsdezernent Oliver Franz (CDU) das temporäre Parken quasi über Nacht eingeführt. Franz ließ sich dafür feiern und brüskierte die damalige Verkehrsdezernentin Sigrid Möricke, die nicht eingebunden war. Kowol nimmt heftigen Widerspruch in Kauf, denn er glaubt: „Der Verkehr muss fließen, nur so können wir ein Fahrverbot verhindern.“

Parken auf ungenutzten Gewerbeflächen?

In diesem Zuge hat Kowol auch die Kreuzungsbereiche des 2. Rings im Fokus, an Schiersteiner Straße, Dotzheimer Straße, Klarenthaler Straße oder der Biebricher Allee. Dort und an anderen Stellen sollen die Ampelschaltungen optimiert werden. 15 Millionen Euro hat die Landeshauptstadt kürzlich aus der Diesel-Milliarde für Digitalisierungs-Projekte erhalten. „Mit bildverarbeitender Software können Staus erkannt und darauf reagiert werden“, erklärt Kowol. Die neueste Technik soll auch beim ruhenden Verkehr zum Einsatz kommen, etwa mit Leitsystemen bei der Parkplatzsuche.

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Die Parkraumbewirtschaftung in Wiesbaden will Kowol im nächsten Jahr durch verschiedene Maßnahmen reformieren. Neben den Parkhäusern soll es dabei auch um Parkplätze von Gewerbetreibenden gehen, die in den Abend- und Nachtstunden nicht genutzt werden. Mit Blick auf den 2. Ring sagt Kowol: „Dort gibt es etliche Gewerbeparkplätze, die ab 18 oder 19 Uhr leer stehen und vermietet werden könnten.“