Demonstration an der Annasäule, im Vordergrund ein Herz aus brennenden Kerzen
ÖGB Tirol
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Bildung

CoV: Elementarbereich schlägt Alarm

Aufgrund der Pandemie sei der Aufwand in Kindergärten fast nicht mehr bewältigbar, das heißt es von den Gewerkschaften ÖGB, younion, GPA und vida. Die Vertreter der Gewerkschaften fordern eine bundeseinheitliche Teststrategie und ein einheitliches Sicherheitskonzept für Kindergärten.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaften wollten den Hilferuf aus den Kindergärten am Montag mit einer öffentlichen Protestaktion vor der Anna-Säule in Innsbruck verdeutlichen. Dabei wurde mit Kerzen ein überdimensionales Herz geformt. Nur rund 30 Kindergärtnerinnen nahmen an der Protestaktion teil, weil man sich nicht noch mehr Ausfälle von Pädagoginnen und Pädagogen leisten könne, wie es hieß. Allein diese Tatsache würde die angespannte personelle Situation in den Kindergärten verdeutlichen.

„Besorgniserregende Lage“ in Kindergärten

Die Lage in Tirols Kindergärten sei besorgniserregend, vor allem was die Personalsituation betreffe. Diese sei schon vor Beginn der Pandemie angespannt gewesen und hätte sich jetzt weiter verschärft. „Die psychischen und physischen Belastungen sind hoch, der Arbeitsdruck enorm“, so Verena Steinlechner-Graziadei, die Vorsitzende der Gewerkschaft younion. Das wenige Personal würde aufgrund der Pandemie auch vor neue Herausforderungen gestellt.

Kindergarten der Kinderfreunde
ORF
Gewerkschaften beklagen zu wenig Personal in Kindergärten und fordern eine Ausbildungsinitiative

Spielsachen müssten regelmäßig desinfiziert werden, Kinderzahlen würde permanent wechseln und auch auf Seiten der Eltern gebe es Ängste. „Dem allen muss endlich Rechnung getragen werden. Wir brauchen mehr pädagogische Fachkräfte, ein einheitliches Sicherheitskonzept und eine einheitliche Teststrategie", so Petra Lederer, die Vorsitzende des Forums für Elementar- und Hortpädagogik bei der Gewerkschaft younion. Laut ihr würden viele der Beschäftigten derzeit überlegen, den Job zu wechseln.

Ausbildungsinitiative gefordert

Neben einem Sicherheitskonzept brauche es darum dringend mehr pädagogische Fachkräfte. In Tirols 896 Kinderbetreuungseinrichtungen arbeiten aktuell 5.410 Personen – darunter 2.629 pädagogische Fachkräfte, 2.281 Assistenzkräfte und 500 Stützkräfte. Sie betreuen in Tirol momentan über 22.700 Kinder. Zu wenig, wie die Gewerkschaften finden. Darum brauche es eine Ausbildungsinitiative, die sofort gestartet werden müsse.

Positiv bewerteten die Gewerkschaften, dass in Tirol derzeit das Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz überarbeitet wird. Für größere Veränderungen brauche es aber den Bund, hieß es. „Es fehlt schlicht am Geld. Daher nehmen wir den Bund in die Pflicht und fordern eine große Ausbildungsoffensive und eine Kindergarten-Milliarde jährlich“, so Steinlechner-Graziadei.

SPÖ: Reformvorschläge für den Elementarbereich

Am Montag beklagte auch die SPÖ, dass der Reformentwurf zum Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz noch „Luft nach oben“ habe. Konkret vermisse man ein klares Bekenntnis zum flächendeckenden Ausbau der ganzjährigen, ganztägigen und gratis verfügbaren Kinderbetreuung. Das sei notwendig, weil in Tirol viele Frauen in die Teilzeit gezwungen würden, „weil gerade im ländlichen Raum die Betreuungsangebote fehlen. Das ist weder zeitgemäß noch fair“, so die Tiroler Frauenvorsitzende und Nationalrätin Selma Yildirim.

SPÖ-Frauenvorsitzende und Nationalrätin Selma Yildirim und SPÖ-Familiensprecherin Claudia Hagsteiner
Die neue SPÖ Tirol
Familiensprecherin Claudia Hagsteiner und Frauenvorsitzende Selma Yildirim (beide SPÖ) fordern eine Überarbeitung des Reformentwurfes

Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit

Problematisch seien auch Unterschiede bei der Bezahlung, wie Sonja Föger-Kalchschmid, die Sprecherin im Sozialbereich der GPA Tirol sagte. Unterschiede gebe es durch unterschiedliche Qualifikationen und unterschiedliche Berufsbezeichnungen. „Die Mehrheit der Tiroler Beschäftigten sind bei Gemeinden angestellt, bei privaten Trägern gelten mitunter drei Systeme, nämlich der SWÖ-Kollektivvertrag, konfessionelle Kollektivverträge oder der Mindestlohntarif“, so Föger-Kalchschmid.

Dasselbe Probleme habe man in der Pflege. Laut ihr müsse es gelingen, die Entlohnung für Elementarpädagoginnen und -pädagogen in Tirol anzugleichen. "Der gesamte Elementarbereich wurde von der Politik im Stich gelassen, das lassen sich die Elementarpädagoginnen und -pädagogen nicht mehr gefallen!“, so die Sprecherin der GPA.