Martin Gruber und seine preisgekrönte, schnelle Eingreiftruppe - das aktionstheater ensemble - präsentieren die Doppel-Uraufführung „lonely ballads: „Lonely ballads ist der Versuch, einer radikalen Verdichtung der Wirrnisse dieser Pandemie-Zeit. Das Zurückgeworfensein jedes Einzelnen auf sich selbst, das theatrale Eintauchen in die Einsamkeit. Um, gemeinsam mit dem Publikum, wieder herauszukommen“, so Martin Gruber über die beiden Stücke.
Die Pandemie hat auch die Mitglieder des aktionstheater ensemble auf sich selbst zurückgeworfen. Was am Ende bleibt, sind persönliche Bestandsaufnahmen. In einem sprachlichen und physischen Parforceritt werden Angst-Themen, seien sie nun privater oder gesellschaftspolitischer Natur, manisch durchdekliniert. Jedoch das Nachdenken über Femizide, drohende Umweltkatastrophen, Wiederanstieg von Antisemitismus oder die eigene soziale Abstiegsangst gerät zum narzisstischen Seelenstriptease...
Umringt von Musiker:innen werden die Schauspieler:innen einzeln und nacheinander in die Mitte geworfen. Einsam sprechen sie davon, wie gut sie doch in ihren Singlewohnungen zurechtkommen. „Erst jetzt ist mir bewusst geworden, wie gut ich, trotz aller Wirrnisse, mit mir alleine klarkomme“, meint die eine. Sie feilt, wie alle anderen auch, an der Optimierung ihrer Solo-Karriere. Ein anderer, verlassen von seiner Partnerin und vorerst gescheitert an seinen profeministischen Idealen, arbeitet an einem funktionierenden Lebenskonzept … Jegliche Selbstbeteuerungen wollen aber nicht so recht gelingen.
Verzweifelt versuchen die Protagonist:innen in beiden Teilen des Diptychons von Martin Gruber und seinem preisgekrönten aktionstheater ensemble gegen die Melancholie der einsamen Balladen anzukämpfen. Die Sprache versagt. Was an Hoffnung bleibt, mag hinter den Balladen verborgen sein.
Konzept, Regie, Choreografie: Martin Gruber | Text: Martin Gruber, aktionstheater ensemble | Dramaturgie: Martin Ojster | Musikalische Leitung: Kristian Musser, Nadine Abado, Andreas Dauböck | Bühne, Kostüme: Valerie Lutz | Video: Maximilian Traxl | Regieassistenz: Pia Nives Welser | Mitarbeit: Felix Dietlinger, Hacer Göcen
Darstellerin und Musiker:innen lonely ballads: EINS + ZWEI: Isabella Jeschke, Thomas Kolle, Tamara Stern, Benjamin Vanyek und Nadine Abado, Andreas Dauböck, Simon Gramberger, Kristian Musser, Joachim Rigler, Simon Scharinger
Zwei Uraufführungen von Martin Gruber und aktionstheater ensemble in Koproduktion mit Spielboden Dornbirn und Kulturservice der Landeshauptstadt Bregenz im Rahmen des internationalen Festivals Bregenzer Frühling. In Kooperation mit Werk X