Gastkommentar

Sie nennen es Liebe, wir nennen es Systemerhaltung

(c) Peter Kufner
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Die Helden des pandemischen Alltags sind weiblich und arbeiten prekär. Applaus allein beseitigt die ungleiche Verteilung nicht.

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Systemrelevant waren bislang vor allem Kredit- und Finanzinstitute. In Zeiten von Covid-19 gelten plötzlich wenig anerkannte und schlecht bezahlte Berufsgruppen als systemrelevant, etwa Supermarktverkäufer und -verkäuferinnen, Reinigungskräfte oder Pfleger und Pflegerinnen. Systemrelevante Arbeit findet aber auch als gänzlich unbezahlte und unsichtbare Arbeit statt. Im vermeintlich Privaten werden Kinder betreut, Wohnungen geputzt und Essen gekocht. Dass all diese und andere Sorgetätigkeiten zwar unsichtbar, aber trotzdem systemrelevant sind, hat vor mehr als 50 Jahren bereits die zweite Frauenbewegung mit ihrem Ausspruch „Sie nennen es Liebe, wir nennen es Arbeit“ thematisiert. Sie forderten eine strukturelle Aufwertung von systemrelevanter Arbeit. Geändert hat sich seitdem nicht viel.

Die Helden und Heldinnen des pandemischen Alltags haben einiges gemeinsam. Erstens: Sie arbeiten häufig unter prekären Bedingungen. Dazu zählen schlechte Entlohnung, die stetig produktive und flexible Verfügbarkeit, in Kombination mit wenig Arbeitsplatzsicherheit und sozialer Absicherung. Der Arbeits- und Zeitdruck ist hoch, ebenso wie die physischen und psychischen Belastungen.

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