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Studie zu Berufspendlern Kaum Corona-Risiko in Bus und Bahn

Im Wagon wird es dann häufig eng - und trotzdem gibt es in öffentlichen Verkehrsmitteln laut der Studie keine erhöhte Ansteckungsgefahr.

Im Wagon wird es dann häufig eng - und trotzdem gibt es in öffentlichen Verkehrsmitteln laut der Studie keine erhöhte Ansteckungsgefahr.

(Foto: imago images/Stefan Zeitz)

Auch in Pandemiezeiten sind viele Berufspendler auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Wie hoch aber ist in Bussen und Bahn das Ansteckungsrisiko? Auf diese Frage gibt nun eine Studie Antworten.

Während im Einzelhandel und in Supermärkten strikte Regeln für die Kundenanzahl gelten, sind Busse und Bahnen mancherorts so stark gefüllt wie vor der Corona-Pandemie. Eine Studie der Charité Research Organisation im Auftrag der Bundesländer und des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen gibt nun einen Eindruck davon, wie hoch das Ansteckungsrisiko im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) tatsächlich ist. Demnach ist die Gefahr einer Coronavirus-Infektion im ÖPNV nicht höher als etwa im eigenen Auto. Dieses Ergebnis teilte das Verkehrsministerium Baden-Württembergs in Stuttgart mit.

Über fünf Wochen wurden seit Februar insgesamt 681 freiwillige Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 16 bis 65 Jahren im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbunds begleitet. Alle Probanden wurden zu Beginn und am Ende der Studie durch eine PCR-Testung auf eine mögliche akute Infektion oder Antikörpertestung, die auf eine überstandene Infektion hinweist, untersucht. Zudem führten die Teilnehmer ein digitales Tagebuch zu ihrem Mobilitätsverhalten, zu täglichen Kontakten, Erkältungssymptomen oder der Einhaltung von Hygieneregeln.

Mehr Infizierte im Individualverkehr

Die Experten verglichen das Ansteckungsrisiko von Pendlern in Bussen und Bahnen mit dem von Menschen, die regelmäßig mit Auto, Motorrad oder Fahrrad unterwegs sind. Diese wurden in zwei etwa gleich große Gruppen aufgeteilt, das Ergebnis der Studie beruht auf 665 vollständigen Datensätzen. Unter den Probanden, die Busse und Bahnen nutzten, wurden demnach zwölf Personen positiv auf das Coronavirus getestet, was rund 3,5 Prozent entspreche. Bei den Studienteilnehmern, die im Individualverkehr unterwegs waren, sind es 14 Personen und somit 4,3 Prozent. Auch beim Vergleich unterschiedlicher Verkehrsmittel des ÖPNV stellten die Forscher demnach keine Unterschiede bei der Infektionsgefahr fest. Bereits seit dem Frühjahr 2020 gilt für den ÖPNV eine Maskenpflicht.

In der RMV-Region leben rund fünf Millionen Menschen in Großstädten, dem Rhein-Main-Ballungsgebiet und ländlicheren Gebieten in Hessen und Teilen von Rheinland-Pfalz. Während der Zeit der Untersuchung hatten die Busse und Bahnen des RMV den Angaben zufolge jedoch eine durchschnittliche Auslastung von nur 47 Prozent.

"Die Ergebnisse sind eine gute Nachricht für die Stammkunden im ÖPNV, aber auch für die vielen Fahrgäste, die in den letzten Monaten aufgrund eines Unbehagens auf die Nutzung von Bus und Bahn verzichtet haben", erklärte die Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz und Bremer Senatorin für Mobilität, Maike Schaefer. Regeln wie Abstandhalten, Maskentragen und Durchlüften müssten aber stets eingehalten werden. Natürlich sei der ÖPNV durch das Homeoffice auch weniger ausgelastet.

Wenige Studien zu Risiko in Bus und Bahn

Auch nach mehr als einem Jahr Corona-Krise in Deutschland ist die Datenlage zum Ansteckungsrisiko in öffentlichen Verkehrsmitteln noch recht überschaubar. Im September 2020 veröffentlichte die Deutsche Bahn eine Studie, in der sie mithilfe von Antikörpertests das Infektionsrisiko ihres Zugpersonals untersuchen ließ. Das Ergebnis damals: Bei den 1064 auswertbaren Blut-Tests auf Antikörper wiesen die Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter, die im direkten Kontakt mit Kunden sind, mit 1,3 Prozent positiven Tests den niedrigsten Wert auf. Bei den Mitarbeitergruppen ohne Kundenkontakt, also unter anderem Lokführern, waren es demnach 2,7 Prozent. Die Studie der Bahn kam somit zu dem Schluss, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Bord der Fernzüge keinem erhöhten Corona-Risiko ausgesetzt seien.

Eine Studie der Technischen Universität Berlin, deren Ergebnisse im Februar 2021 veröffentlicht wurden, verglich Ansteckungsrisiken in Innenräumen verschiedener Bereiche des privaten, öffentlichen und beruflichen Lebens. Hier kamen die Forscher zu dem Schluss, dass es in Theater, Museum und Oper unter Einhaltung von Hygieneregeln am wenigsten wahrscheinlich ist, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Die Forscher ermittelten für diesen Bereich einen R-Wert von 0,5. Dieser gibt an, wie viele Menschen eine mit Corona infizierte Person im Schnitt ansteckt. Für den ÖPNV mit Maskenpflicht kommt die Studie auf einen Wert von 0,8, womit dieser besser abschneidet als der Supermarkt mit Maskenpflicht (1,0) oder etwa das Mehrpersonenbüro bei 50 Prozent Belegung und ohne Maske (8,0).

Quelle: ntv.de, mbe/AFP/dpa

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