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Neue Enthüllungen zum zehnjährigen Jubiläum

Zu wenig Personal, Vernachlässigung, Hygienemängel: „Team Wallraff“ undercover in deutschem Pflegeheim

Zehn Jahre voller erschreckender Einblicke, brisanter Enthüllungen, aber auch Veränderungen und Hoffnung: Günter Wallraff und sein Team blicken zurück auf insgesamt 27 Sendungen, die alle eins zum Ziel hatten: Uns über Missstände in der deutschen Gesellschaft aufzuklären und etwas daran zu ändern. So auch mit dem neuesten Undercover-Einsatz: Im Pflegeheim Fontiva Haus am Leimbach in Leimen (Baden-Württemberg) deckt „Team Wallraff“-Reporter Abdullah teils bedenkliche Zustände auf. Sind hier Bewohnerinnen und Bewohner die Leidtragenden des Personalmangels?

Die Jubiläumssendung „Team Wallraff – 10 Jahre undercover“ vom 2. November können Sie jetzt auf RTL+ schauen.

Pflegekraft klagt über 15-Stunden-Schicht

Schon mehrfach hat „Team Wallraff“ die Politik auf Missstände im deutschen Pflegesystem aufmerksam gemacht. Vor rund einem halben Jahr ging Günter Wallraff privat einem Hilferuf aus der baden-württembergischen Einrichtung nach. Doch trotz mehreren Gesprächen mit der Heimleitung und zahlreichen Schreiben blieb der erhoffte Erfolg aus – Einsatz für Reporter Abdullah, der sich undercover als Praktikant in das Pflegeheim mit 96 Bewohnerinnen und Bewohnern einschleust.

Bereits an seinem ersten Arbeitstag berichtet eine der examinierten Fachkräfte von ihrer 15-Stunden-Schicht am Vortag und macht dabei einen erschöpften Eindruck. Während seines Praktikums bekommt Abdullah mehrfach mit, wie die Helferinnen und Helfer teils allein für mehr als 16 Pflegebedürftige zuständig sind – die Folge: Diese müssen mitunter lange auf Hilfe warten.

Abendessen mit übervoller Windel

So wie in diesem Fall: Ein älterer Herr hat sich stark eingekotet, doch Abdullahs Kollege kommt mit seinen Aufgaben kaum hinterher und findet nicht sofort Zeit für den Mann. Dieser soll trotz der übervollen Windel erst einmal sein Abendbrot zu sich nehmen. Der Pflegehelfer wirkt auf Abdullah überfordert – immer wieder kommen ihm scheinbar dringlichere Aufgaben dazwischen, sodass der Bewohner insgesamt fast eineinhalb Stunden in dieser misslichen Lage ausharren muss. Als sich Abdullahs Kollege schließlich um den älteren Herrn kümmern kann, hat dieser seinen Kot versehentlich schon im ganzen Zimmer verteilt.

In einem Anwaltsschreiben lässt die Einrichtung RTL mitteilen:

„Die Behauptung, Mitarbeiter hätten Arbeitszeiten von 15 Stunden je Schicht, ist unwahr. Der Pflegebetrieb unserer Mandantschaft arbeitet unter Beachtung der gesetzlichen Bestimmungen und kommt seiner Verpflichtung zur Personalvorhaltung nach.“

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Nicht ins Bett gebracht? Bewohner schläft mit Gesicht im Frühstück ein

Eines Morgens finden Abdullah und ein Kollege einen älteren Herrn im Flur vor, der in seinem Gehwagen eingeschlafen ist – mit dem Gesicht im Frühstück auf dem Tablett vor ihm. Auch im Speisesaal, wohin die beiden ihn anschließend bringen, kann der Mann offenbar nicht wachbleiben. Schließlich schiebt ihn der Pflegehelfer in dessen Zimmer und versorgt ihn. Dabei erzählt er dem „Team Wallraff“-Reporter, dass der Nachtdienst den Mann am Abend zuvor nicht ins Bett gebracht habe, da sich dieser angeblich geweigert hätte. Auch dessen Einlage sei am Abend nicht gewechselt worden.

Die Einrichtung selbst äußerte sich gegenüber RTL nicht zu den weiteren Vorwürfen. (rka)

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