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Crime Story Schmerz

Katerina B. guckt von der Kamera weg
Katerina B., 2018, ein Dreivierteljahr nach der Tat
© Sebastian Berger
Niemand wollte Katerina B. glauben, wie gefährlich der Mann war, in den sie sich einst verliebt hatte. Bis er es unter Beweis stellte.

Es ist der Abend seiner Einschulung. Der Junge sitzt im Wohnzimmer vor dem Fernseher, draußen ist es längst dunkel. Auf der Terrasse rauchen die Erwachsenen Zigaretten und reden. Vor der großen Tanne, die den Blick auf die Straße versperrt, steht das Trampolin, auf dem der Junge so gern hüpft. Hinter der Tanne, unten auf der Straße, steht der Mann mit dem Repetiergewehr.

Der Mann ist an diesem Tag früh losgefahren. Das Gewehr hat er schon geladen, fünf Schuss im Magazin, ein Schuss im Lauf. Mit Lautsprecherkabeln hatte er es unter dem Auto befestigt, den ganzen Tag ist er im Ort umhergefahren, am Nachmittag hat er mit dem Wagen vor der Turnhalle der Grundschule gestanden. Er hat die Kinder mit ihren Schultüten gesehen, die Eltern, stolze Gesichter.

Jetzt, es ist 21.30 Uhr an diesem 14. September 2017, schleicht er über die 22 Stufen einer moosbewachsenen Steintreppe in den Garten. Der Mann kennt den Weg. Er war schon einmal hier. Die letzten Meter geht er dicht an der Hauswand entlang, der Bewegungsmelder soll ihn nicht verraten. Als er in das Licht der Terrasse tritt, sagt er: „Schönen Abend.“ Dann schießt er. Lädt nach. Schießt. Lädt nach.

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