Auszug - Sozialberichtserstattung 2023 aus dem Bereich des Fachbereichs Soziales: "Handlungskonzept Menschen ohne eigene Wohnung"   

 
 
12. Sitzung des Sozialausschusses
TOP: Ö 9
Gremium: Sozialausschuss Beschlussart: zur Kenntnis genommen
Datum: Do, 09.03.2023 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 16:00 - 18:18   (öffentlich ab 16:10) Anlass: Sitzung
Raum: Ratssaal
Ort: Rathaus, Rückermainstraße 2
05/5000-5511/2023 Sozialberichtserstattung 2023 aus dem Bereich des Fachbereichs Soziales: "Handlungskonzept Menschen ohne eigene Wohnung"

   
 
Status:öffentlich  
Referent/-in:rechtsk. berufsm. Stadträtin Dr. Hülya Düber
Federführend:FB Soziales   

Stadträtin Dr. Düber gibt folgende Mitteilung bekannt:

Mit Beschluss des Sozialausschusses vom 23.11.2021 wurde das Sozialberichtswesen des Sozialreferats neu strukturiert.

Im Zuge dessen wurde ein Handlungskonzept „Menschen ohne eigene Wohnung“ erarbeitet und in der Sozialausschuss-Sitzung am 12.10.2022 vorgestellt.

Der Bericht zu den aktualisierten Zahlen wird zur Kenntnis genommen.

 

Die Ausführungen dienen zur Kenntnis.“

 

Frau Hackel erinnert an die Berichterstattung zu diesem Thema im Sozialausschuss vom 12.10.2022 und den dort vorgestellten Kurzbericht 2022 (Heftung Wohnungsnotfallhilfe; Teil 1: Kommunale Angebote). Heute wolle sie über den aktuellen Stand berichten. Zur Veranschaulichung dessen habe sie eine PowerPoint-Präsentation (PPP, 11 Folien) mitgebracht.

Sie beginnt mit der positiven Nachricht, dass das Sozialzentrum Sedanstraße mit dem 01.12.2022 (vgl. PPP, S. 1) in Betrieb gegangen sei und man noch mit der vervollständigenden Inbetriebnahme beschäftigt sei. Die offizielle Eröffnung sei für den 13.05.2023 geplant. Im Erdgeschoss sei das Büro der Fachstelle Kommunale Wohnungsnotfallhilfe mit den Kolleginnen bereits eingezogen.

Im Folgenden benennt sie die drei Aufgabenbereiche in der Wohnungsnotfallhilfe (vgl. PPP, S. 3). Diese seien die Prävention zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit (vgl. PPP, S. 4), die Obdachlosenunterbringung (vgl. PPP, S. 5 bis S. 8) und als sozialpädagogische Beratungsform die Gefährdetenhilfe (vgl. PPP, S. 9). Sie führt die dazugehörigen Daten aus und stellt fest, dass zusammenhängend mit dem sehr angespannten Wohnungsmarkt die Fallzahlen der Personengruppe, die von Wohnungslosigkeit bedroht sei, aktuell den höchsten Stand erreicht hätten (vgl. PPP, S. 4). Demzufolge zeige sich dies auch in den Fallzahlen der Obdachlosenunterbringung (vgl. PPP, S. 5). Der Einschnitt in der Fallzahlenentwicklung im Jahr 2021 werde auf die Mobilitätseinschränkung in der Corona-Zeit zurückgeführt. Sie verdeutlicht diesen anhand der Grafik (vgl. PPP, S. 6 und S. 7), in der die Zahlenentwicklung der Obdachlosenunterbringung vom 31.12.2021 bis 01.03.2023 im Detail dargestellt sei. Dies werde mit großer Sorge beobachtet. Sie erläutert, welche Folgen die hohen Belegungszahlen tten (vgl. PPP, S. 8), und beschreibt abschließend, mit welchen Zukunfts- und Dauerthemen (vgl. PPP, S. 10) die Fachstelle auch weiterhin zu tun haben werde.

Sie dankt für die Aufmerksamkeit und stellt sich für Fragen zur Verfügung.

 

Aus den Reihen des Ausschusses erhebt sich Beifall.

 

rgermeister Heilig dankt sehr herzlich für den Bericht.

Stadtratsmitglied Binder verweist hinsichtlich des großen Themas „Ausreichender Verfügungswohnraum“ hier mit Nachdruck auf den Zehnthof in Heidingsfeld, der seit zehn Jahren leer stünde. Für ihn sei dies insoweit nicht nachvollziehbar, als die Stadt Würzburg dieses und/oder auch andere leerstehende Objekte nicht hierfür nutze. Seiner Einschätzung nach sei dies ein Versäumnis der „Stadtbau Würzburg GmbH“.

Stadträtin Dr. Düber konstatiert die Wichtigkeit des konstruktiven Austausches. Schuldzuweisung halte sie für die falsche Diktion. Die Situation in diesem Bereich sei schwierig. Sie teilt mit, dass „Die Stadtbau Würzburg GmbH“ ein verlässlicher Partner im Bereich des Verfügungswohnraums sei, mittels dessen der Bestand in den letzten zwei Jahren von ehemals ca. 100 auf jetzt 120 Verfügungswohnungen angehoben hätte werden können. Zum Thema „Verfügungswohnraum: Zehnthof“ erwidert sie, dass der Zehnthof im Rahmen der Flüchtlingswelle 2015/2016 als Unterbringungsglichkeit geprüft worden sei. Der nutzbare Bereich, ein sehr kleiner Teil, sei entsprechend hergerichtet worden. Die damalige Prüfung habe ergeben, dass der restliche Bereich des Zehnthofes mit einem hohen Aufwand und hohen Kosten der Nutzbarmachung (hinsichtlich Rohrleitsystem, Leitungen, Anschlüsse etc.) für Wohnzwecke verbunden sei. Insoweit tte sich hier die Frage gestellt, ob und inwieweit dies weiterverfolgt werden könne und solle, da dies für eine mögliche Inbetriebnahme einen Zeitrahmen von ein bis zwei Jahren bedeutete. Dies sei im Jahr 2015/16 nicht die erstfavorisierte Lösung gewesen.

Richtig sei, dass jetzt zielgerichteter geprüft werden müsse, welche Immobilien auch für das Obdachlosenwesen in Betrieb genommen werden könnten. Dies erfolge aktuell engmaschig in der Prüfung, da hier „unterschiedliche Angebote für die jeweils entsprechende Klientel“ gemacht worden seien. Zusammen mit der „Stadtbau Würzburg GmbH“ sei man seit ca. zwei Jahren mit der Erstellung einer Gesamtkonzeption beschäftigt (Beratung und Beschluss tten im Aufsichtsrat stattgefunden). Hiervon sei auch betroffen, inwieweit Bestandsgebäude saniert oder durch Abbruch und Neubau ersetzt werden könnten, um tatsächlich eine erhebliche Erhöhung des Bestandes im Verfügungswohnen zu erzielen. Aktuell werde nach Lösungen im Bereich der Finanzierung gesucht und darum gerungen. Ziel sei es, bis Ende 2023 einen belastbaren Vorschlag (hinsichtlich des Baus und der Finanzierung) erarbeitet zu haben.

Stadtratsmitglied Laier dankt für den Bericht. Auf die Nachfrage zum Thema „Psychische Erkrankungen (vgl. PPP, S. 10)“ und Verfügungswohnraum, inwiefern hier eine Zunahme vorliege (im Blick auf die Corona-Zeit bei Kindern und Jugendlichen) und welcher Handlungsbedarf hier bestehe, antwortet Frau Hackel, dass dies ein großes Thema in der Obdachlosenunterkunft sei. Von der Betreutenanzahl: 76 (vgl. PPP, S. 9) seien 45 Personen psychisch auffällig. Diesbezüglich sei man mit Herrn Professor Dr. Bönsch (Leiter der Psychiatrie in Lohr und Zentrum für Seelische Gesundheit am König-Ludwig-Haus/Bezirk Unterfranken) über das Sozialreferat im Kontakt. In Anbetracht der Zahl bedürfe es weiterer Partner, um dieses Problem angehen zu können, da dies vor Ort in der Wohnungsnotfallhilfe nicht gelöst werden könne.

Stadträtin Dr. Düber ergänzt dazu, dass man sich hier auf zwei unterschiedlichen Ebenen befinde. Es stehe jetzt ein Abstimmungstermin an mit den Akteur:innen, die in diesem Bereich (Stadtrzburg/Bezirk Unterfranken) tätig seien, um gemeinsam Lösungsideen/-vorschläge und Hinweise von den jeweiligen Partner:innen in dem Bereich „Wohnungslose“ auszutauschen. Des Weiteren gäbe es mit den Oberzeller Franziskanerinnen, dem Bezirk Unterfranken (wegen einer Fortführung des Projektes „rderung Plus r Frauen mit einer Psychischen Erkrankung“ im St.-Raphaels­heim ) sowie dem Staatlichen Gesundheitsamt Würzburg Gespräche/Abstimmungs­runden, um gemeinsam Strukturen zur Verstetigung des Projektes entwickeln zu können. Diesbezüglich bestehe auch Kontakt mit dem Psychosozialen Zentrum für Würzburg hinsichtlich der Etablierung der niederschwelligen Arbeit. Der Anteil an Personen mit Psychischen Belastungen im Bereich der Obdachlosenunterkunft liege bei mehr als 70 %.

Stadtratsmitglied Trost dankt für den Bericht und bestätigt das Bekanntsein des großen Drucks auf den Wohnungsmarkt durch die unterschiedlichen Gruppen. Auf die Nachfrage, inwieweit ein Erstverlust der Wohnung, oder ein erstmals Obdachloswerden unmittelbar mit einer Mieterhöhung oder dem Wegfall der Übernahme der tatchlichen Mietkosten im Zusammenhang stehe, verneint Frau Hackel hier einen ursächlich erkennbaren Zusammenhang. Da die Stadt Würzburg bemüht sei, Menschen vor der Obdachlosigkeit zu bewahren, werde im Rahmen des Möglichen und soweit dies sinnvoll erscheine (bspw. bei Eigenbedarfskündigungen) durch finanzielle Unterstützung Obdachlosigkeit abzuwenden versucht. Soweit verhaltensbedingte Obdachlosigkeit drohe, sei die Stadt Würzburg in ihren Lösungsmöglichkeiten eingeschränkt.

Auf die zweite Nachfrage, welche Kooperationsmöglichkeiten mit dem Landkreis rzburg hinsichtlich eines Ausweichens auf Wohnraum in das Würzburger Umland bereits bestünden, teilt Frau Hackel mit, dass vonseiten des Landkreises Wohnungssuchende tendenziell eher nach Würzburg verwiesen würden als umgekehrt. Des Weiteren gebe das Sicherheitsrecht vor, dass drohende Obdachlosigkeit „vor Ort“ bearbeitet und beseitigt werden müsse, somit wohnungslos gewordene Würzburger Bürger:innen in Verfügungswohnraum innerhalb Würzburgs vermittelt werden müssten. Dennoch würden die Betroffenen auch darauf aufmerksam gemacht werden, evtl. nach Wohnraum im Landkreis suchen zu wollen, soweit die Betreffenden ein Auto hätten und ein Umzug in den Landkreis glich und machbar erscheine.

Auf die Nachfrage von Stadtratsmitglied Lexa an Stadträtin Dr. Düber hinsichtlich der erwähnten Projekte, inwieweit es sich dabei um evtl. neue Wohnformen für Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Sedanstraße o. a. O. handele, erwidert sie, dass Wohnformen dieser Art in den Zuständigkeitsbereich des Bezirks Unterfranken gehörten (Erwachsene mit psychischen Erkrankungen), wenngleich ein fortgesetzter, regelmäßiger Austausch zwischen der Stadtrzburg und dem Bezirk Unterfranken bestehe. Hier werde diskutiert, welcher Strukturen es für diese Klientel bedürfe. Ein Thema in diesem Bereich seien beispielsweise „ambulante Wohnformen mit entsprechender Begleitung“. Sie sehe hierin einen bestehenden hohen Bedarf, weswegen sich diesbezüglich intensiver ausgetauscht werden müsse. Die Zahl der betreffenden Wohnungs-/Obdachlosen mit einem benötigten Betreuungssetting sei ansteigend.

rgermeister Heilig dankt nochmals ganz herzlich für den Bericht und die wichtige Arbeit, die dahinterstehe.

Stadträtin Dr. Düber ergreift hier insoweit nochmals das Schlusswort, als sie Frau Hackel für die zurückliegende, geleistete Arbeit im Sozialreferat herzlich danke. Sie teilt mit, dass Frau Hackel die Stadt Würzburg verlassen werde.

Aus den Reihen des Ausschusses erhebt sich Beifall.

 

rgermeister Heilig nscht Frau Hackel ebenfalls alles Gute und schließt den Tagesordnungspunkt.

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 TOP_NEU_9_alt_TOP 13_NOCH in Basis Allris hinterlegen_Sozialberichterstattung 2023_Kurzbericht WoNotfHi2023_SozA090323 (397 KB)