Erstaunt verharrt Roswitha Prem vor dem Eingang eines Kaffeehauses in der Wiener Innenstadt. Im Sekundentakt tröpfeln junge Leute heraus. Das überrascht die 61-jährige Pensionistin, ist ihr das altmodische, gemütliche Lokal doch vor allem als Seniorentreff geläufig. Doch heute scheinen fast nur junge Besucher an ihr vorbeizuströmen, als wollten sie einen Augenblick lang die demografische Statistik Österreichs verhöhnen.

Tatsächlich wandelt sich das Land immer mehr zu einer Greisen-Bastion, in der die sechstälteste Bevölkerung der EU lebt. Während die Geburtenrate sinkt und die Lebenserwartung steigt, sammelt sich ein immer größerer Bevölkerungsanteil in der Altersgruppe jenseits der Schwelle von 65 Jahren – 18,2 Prozent der Österreicher sind es derzeit, bis 2050 soll der Anteil auf mehr als 28 Prozent ansteigen. 3,2 Millionen Pensionsbezieher wird es dann geben. Noch nie zuvor gab es eine derart massive demografische Verschiebung. In wenigen Jahrzehnten werden 1.000 Erwerbstätige für die Pensionen von 929 Pensionisten aufkommen müssen.