Beim sechsten Versuch steht die Verbindung endlich. Selam hat für eine Stunde Zugang zu Strom und Internet und damit zum Rest der Welt. Ihr richtiger Name soll in der Zeitung nicht auftauchen. "Nennen Sie mich einfach Selam", sagt sie, "so heißen hier viele." Das bedeutet "Frieden" in ihrer Sprache Tigrinja, und vielleicht ist ihr die Absurdität des Pseudonyms in diesem Moment nicht bewusst. Der letzte Luftangriff auf Mekelle, ihre Heimatstadt im Norden Äthiopiens, ist ein paar Tage her. Nach unserem Gespräch werden weitere folgen. "Wir haben hier keine Schutzräume", erzählt sie, "man wartet einfach ab, ob es einen erwischt."